Ich habe über Intermar zur Zeit Kurzwellen-Kontakte zu OE5HLE, Helmut und Babsi, auf Ihrem Weg von Galapagos zu den Marquesas.
Helmut hat hier seine Erfahrungen mit verschiedenen Methoden der Kommunikation auf hoher See zusammengetragen.
Ein Thema. über das sich praktisch alle See gehenden Yachten beschäftigt.
Hier seine Erfahrungen und Gedanken aus der Praxis.
Dieser Artikel ist für jeden interessant, der aktuell über SSB/Sattelitenfunk/Kommunikation auf hoher See nachdenkt.
Ein besonderes Hallo an Tom, Rüttger und Frank, die alle dazu beigetragen haben, dass wir gemeinsam ein tolles QSO über rund 15.000 km von FREYA zu INTERMAR geschafft haben.
1) VORSTELLUNG
Ich bin OE5HLE (Helmut) und segle mit meiner Frau Barbara (Babsi) auf dem Segelkatamaran FREYA (Nautitech 482) „double-handed“ mit der WorldARC-Rally jetzt schon zum zweiten Mal um die Welt.
Aktuell sind wir auf dem Weg von GALAPAGOS (Santa Cruz, Puerto Ayora) zu den MARQUESAS (HIVA OA). Das sind rund 3.000 Seemailen und wir haben noch rund 1.800 SM vor uns. Unsere ETA ist der 23.03.
Gestern und vorgestern hatten wir sehr gute Sprechfunk-Verbindungen zwischen FREYA und INTERMAR mit Rüttger als Netcontrol. Auch Frank konnte uns mit seiner Station in Heidelberg mit nur einer ZS6BKW Antenne aufnehmen.
Ich nutzte unsere SSB-Anlage (Icom M804) bisher ausschließlich für Sailmail/Pactor (E-Mails und Wetter) und für den Sprechfunk auf Seefunkfrequenzen in unserer Rally. Wir betreiben hier 2x täglich ein Radio-Net innerhalb der Rally. Von insgesamt 26 Yachten, die an der Rally teilnehmen, sind 16 mit SSB-Funkanlage ausgestattet.
2) STARLINK:
Ich habe seit einem halben Jahr Starlink (die billige Land-Version) in einem Angelruten-Halter am Heckträger installiert.
Es funktioniert ausgezeichnet. Mit dem „Landtarif“ kommt man auf einer Weltumsegelung nicht weit, denn bereits bei 12 SM „auf See“ schaltet Starlink das Internet ab.
Ich habe den Mobile – Priority Tarif gewählt, der 50 GB „Priority-Daten“ inkludiert, die man auch auf See verwenden kann. Wenn man keine „Priority-Daten“ mehr hat, oder den normalen Mobile-Tarif, dann kann man für EUR 2,31 pro GB sogenannte „Anmeldedaten“ kaufen. Ich habe bisher – wenn meine Priority Daten auf See nicht gereicht haben – einfach SSB mit Sailmail/Pactor verwendet und bisher keine „Anmeldedaten“ gekauft. Jeder muss halt den Tarif wählen, der für seine eigene Situation am besten passt.
Mein Priority-Vertrag kostet EUR 298 pro Monat (inkl. MWST) und inkl. EUR 9 an Abgaben in Spanien, weil ich mein STARLINK dort gekauft habe.
Ich möchte STARLINK nicht missen, aber ich möchte auch nicht davon abhängig sein. Zeitweise schalte ich STARLINK einfach aus und entgehe damit dem „Internet“ für eine Weile. Meine wichtigen E-Mails (nur Text) und das Wetter mache ich dann konventionell über SSB.
Für den Download über SSB/Pactor/Sailmail darf ein Grib-File (Wetterbericht) max. 40K haben. Um das über SSB mit Pactor herunterzuladen, dauert es je nach Verbindung ca. 10 – 20 Minuten. Mit IRIDIUM GO ca.2 Minuten und über STARLINK unter einer Sekunde. Da braucht man nicht zu diskutieren.
3) IRIDIUM:
Ich habe IRIDIUM GO an Bord, meinen IRIDIUM-Vertrag (rund EUR 160 pro Monat) wegen STARLINK gekündigt.
Trotzdem habe ich noch ein paar SIM-Karten für das IRIDIUM GO in Reserve, damit ich es wieder aktivieren könnte, wenn ich es doch bräuchte. – Zum Aktivieren brauche ich dann aber Internet.
4) Mit SSB gemachte Erfahrungen:
Neben der sozialen Verbindung zur Außenwelt ist Sicherheit ist für mich ein wichtiges Argument für SSB-Funk.
Auf unserer Weltumsegelung von 4 Jahren haben wir mitten im „Indischen Ozean“ wegen Bruch des Vorstags unseren Mast verloren und ihn auf 5.500 m Tiefe versenken müssen.
Ich hatte damals weder IRIDIUM noch STARLINK (gab es ja noch nicht), aber ich hatte auf dem damaligen Schiff auch eine SSB-Funkanlage (Icom IC-78). Mit dieser habe ich die anderen Schiffe der Rally informiert (das näheste Schiff war 200 SM entfernt), Treibstoff von anderen Schiffen organisiert und bin unter „Notrigg“ (Baum als Mast) – immer wieder über SSB in Funkkontakt – die verbleibenden 1.900 Seemeilen nach Mauritius gesegelt. Jeder wird verstehen, dass ich meinen SSB-Funk sehr schätze.
SSB ist Technik, die nicht veraltet:
Ich glaube nicht, dass SSB eine „veraltete“ Technologie ist, sondern dass es die einzige Technologie ist, die es uns erlaubt direkt mit anderen über große Distanzen zu kommunizieren, wenn alles andere nicht mehr funktioniert.
5) Als Segler liebe ich die Unabhängigkeit:
Bei den neuen Technologien – die ich auch sehr schätze und oft nutze – bezahlt man die gebotene „Bequemlichkeit“ nicht nur über den Kauf der erforderlichen Ausrüstung und die „Nutzungs-Tarife“, sondern auch mit dem Verlust der „Unabhängigkeit“.
Deshalb gibt es für mich keine Frage SSB oder STARLINK, sondern ich habe beides. Würde ich mich für eines entscheiden müssen, würde ich mich für SSB entscheiden, weil mir meine Unabhängigkeit wichtiger ist als meine Bequemlichkeit.